besonders dem Schmecken und der Hervorbringung von Lauten (beim Menschen besonders dem Sprechen) dienendes und an der Nahrungsaufnahme, am Kauen und am Schlucken beteiligtes, am Boden der Mundhöhle befindliches, oft sehr bewegliches, mit Schleimhaut bedecktes, muskulöses Organ der meisten Wirbeltiere und des Menschen
(emotional) das Fleisch zergeht auf der Zunge (ist äußerst zart)
ich habe mir auf die Zunge gebissen
(umgangssprachlich) er stößt mit der Zunge an (er lispelt)
〈in übertragener Bedeutung:〉 sie hat eine spitze, scharfe, lose, böse o. ä. Zunge (sie neigt zu spitzen, scharfen usw. Äußerungen, Bemerkungen)
〈in übertragener Bedeutung:〉 (gehoben) er hat eine falsche Zunge (ist ein Lügner)
〈in übertragener Bedeutung:〉 (umgangssprachlich) bei dem Namen bricht man sich die Zunge ab/verrenkt man sich die Zunge (er ist sehr schwer auszusprechen)
〈in übertragener Bedeutung:〉 (gehoben) sie spricht mit doppelter/gespaltener Zunge (sie ist unaufrichtig, doppelzüngig)
〈in übertragener Bedeutung:〉 eine feine, verwöhnte Zunge (gehoben; einen feinen, verwöhnten Geschmack) haben
〈in übertragener Bedeutung:〉 (umgangssprachlich) ihm hing die Zunge aus dem Hals (er war sehr durstig)
〈in übertragener Bedeutung:〉 (umgangssprachlich) nach dem Rennen hing mir die Zunge aus dem Hals (war ich ganz außer Atem)
〈in übertragener Bedeutung:〉 (gehoben) nach und nach lösten sich die Zungen (wurde man redseliger)
〈in übertragener Bedeutung:〉 mit [heraus]hängender Zunge (umgangssprachlich; ganz außer Atem) auf dem Bahnsteig ankommen
〈in übertragener Bedeutung:〉 sie ließ den Namen auf der Zunge zergehen (sprach ihn genüsslich aus)
Wendungen, Redensarten, Sprichwörter
böse Zungen (boshafte Menschen, Lästerer)
seine Zunge hüten/im Zaum halten/zügeln (vorsichtig in seinen Äußerungen sein)
seine Zunge an etwas wetzen (abwertend: sich über etwas in gehässiger Weise auslassen)
jemandem die Zunge lösen (jemanden zum Sprechen, Reden bringen: der Wein hat ihm die Zunge gelöst; die Folter wird ihm schon die Zunge lösen)
sich eher/lieber die Zunge abbeißen [als etwas zu sagen] (unter keinen Umständen bereit sein, eine bestimmte Information preiszugeben)
sich auf die Zunge beißen (an sich halten, um etwas Bestimmtes nicht zu sagen)
jemandem auf der Zunge liegen/schweben (1. jemandem beinahe, aber doch nicht wirklich wieder einfallen: der Name liegt mir auf der Zunge. 2. beinahe von jemandem ausgesprochen, geäußert werden: ich habe es nicht gesagt, obwohl es mir auch die ganze Zeit auf der Zunge lag.)
etwas auf der Zunge haben (1. das Gefühl haben, etwas Bestimmtes müsse einem im nächsten Moment wieder einfallen: ich habe den Namen auf der Zunge. 2. nahe daran sein, etwas Bestimmtes auszusprechen, zu äußern: ich hatte schon eine entsprechende Bemerkung auf der Zunge.)
jemandem auf der Zunge brennen (jemanden heftig drängen, etwas zu sagen, zu äußern: es brannte mir auf der Zunge, ihm das zu sagen)
jemandem leicht/glatt, schwer o. ä. von der Zunge gehen (von jemandem ganz leicht, nur schwer ausgesprochen, geäußert werden können: es ist immer wieder erstaunlich, wie glatt ihm solche Lügen von der Zunge gehen)
(bei den Mundgliedmaßen der Insekten) paariger Anhang der Unterlippe
Gebrauch
Zoologie
(bei der Orgel, beim Harmonium, bei bestimmten Blasinstrumenten) dünnes, längliches Plättchen aus Metall, Schilfrohr o. Ä., das in einem Luftstrom schwingt und dadurch einen Ton erzeugt
Gebrauch
Musik
Beispiele
durchschlagende oder freie Zungen
aufschlagende Zungen
(bei bestimmten Waagen) Zeiger
länglicher, keilförmig sich verjüngender, beweglicher Teil einer Weiche
Gebrauch
Technik
(an Schnürschuhen) zungenförmiger mittlerer Teil des vorderen Oberleders, Obermaterials, über dem die seitlichen Teile durch den Schnürsenkel zusammengezogen werden; Lasche
so weit die deutsche Zunge klingt (überall, wo man Deutsch spricht)
Wendungen, Redensarten, Sprichwörter
etwas mit tausend Zungen predigen (gehoben: auf etwas nachdrücklich hinweisen)
in Zungen reden (gehoben, oft scherzhaft: sich [hastig, überstürzt, erregt, verwirrt o. ä. und daher] akustisch wie inhaltlich unverständlich äußern: beruhige dich erst einmal, du redest in Zungen; mit diesem Ausdruck wird im Neuen Testament an verschiedenen Stellen das ekstatische Reden besonders in den Versammlungen der christlichen Urgemeinde bezeichnet: Markus 16, 17; Apostelgeschichte 2, 4; 10, 46; 19, 6; 1. Korinther 14, 2 ff.; im griechischen Urtext: glṓssais laleĩn)