Gesamtheit dessen, was das Fühlen, Empfinden, Denken eines Menschen ausmacht; Psyche
Beispiele
die menschliche Seele
eine zarte, empfindsame Seele haben
Wendungen, Redensarten, Sprichwörter
die Seele baumeln lassen (umgangssprachlich: sich psychisch entspannen, von allem, was einen psychisch belastet, Abstand gewinnen)
jemandem etwas auf die Seele binden (umgangssprachlich: jemanden eindringlich bitten, sich um etwas zu kümmern)
jemandem auf der Seele knien (umgangssprachlich: jemanden eindringlich bitten, etwas Bestimmtes zu tun)
auf jemandes Seele/jemandem auf der Seele liegen/lasten (gehoben: jemanden bedrücken: die Schuld lastete schwer auf seiner Seele)
jemandem auf der Seele brennen (umgangssprachlich: jemandem ein dringendes Anliegen sein)
jemandem aus der Seele sprechen/reden (umgangssprachlich: genau das aussprechen, was jemand empfindet)
aus ganzer/tiefster Seele (1. zutiefst: ich hasse ihn aus ganzer/tiefster Seele. 2. mit großer Begeisterung: sie sangen aus ganzer/tiefster Seele [heraus].)
mit ganzer Seele (mit großem Engagement)
sich <Dativ> etwas von der Seele reden/schreiben (über etwas, was einen bedrückt, reden/schreiben und sich dadurch abreagieren)
nun hat die liebe Seele Ruh (meist scherzhaft: nun kann jemand nichts weiter verlangen, weil er bereits alles erhalten hat oder weil ein Vorrat aufgebraucht, eine Sache entzweigegangen, zerbrochen ist; nach Lukas 12, 19)
zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust (ich habe widerstreitende Gefühle; nach Goethe, Faust I, 1112)
substanz-, körperloser Teil des Menschen, der nach religiösem Glauben unsterblich ist, nach dem Tode weiterlebt
Beispiele
die unsterbliche Seele
(biblisch) Schaden an seiner Seele nehmen (sündig werden)
Wendungen, Redensarten, Sprichwörter
die Seele aushauchen (gehoben verhüllend: sterben)
jemandem die Seele aus dem Leib fragen (umgangssprachlich: jemanden mit Penetranz alles Mögliche fragen)
jemandem die Seele aus dem Leib prügeln (umgangssprachlich: jemanden heftig verprügeln)
sich <Dativ> die Seele aus dem Leib reden (umgangssprachlich: alles versuchen, um jemanden zu überzeugen, zu etwas Bestimmtem zu bewegen)
sich <Dativ> die Seele aus dem Leib schreien (umgangssprachlich: sehr laut und anhaltend schreien)
meiner Seel (besonders süddeutsch, österreichisch: Ausruf der Bekräftigung, Beteuerung; Verkürzung von „ich schwöre es bei meiner Seele“, einer nach altem Rechtsbrauch üblichen Formel)
hinter etwas her sein wie der Teufel hinter der armen Seele (gierig, ganz versessen auf etwas sein)
Mensch
Gebrauch
emotional
Beispiele
eine brave, ehrliche, treue, schlichte Seele
schöne Seele (Menschentypus besonders des 18. Jahrhunderts, bei dem Affekte und sittliche Kräfte in harmonischem Verhältnis stehen)
keine Seele (niemand) war zu sehen
der Ort hatte, zählte knapp 5000 Seelen (Einwohner)
Wendungen, Redensarten, Sprichwörter
eine Seele von Mensch/von einem Menschen sein (ein sehr gütiger, verständnisvoller Mensch sein)
zwei Seelen und ein Gedanke (beide denken [wir] dasselbe)
Wendungen, Redensarten, Sprichwörter
die Seele einer Sache sein (1. diejenige Person sein, die in einem bestimmten Bereich dafür sorgt, dass alles funktioniert: er ist die Seele des Geschäfts. 1. diejenige Person sein, die in einem bestimmten Bereich dafür sorgt, dass alles funktioniert: die Seele des Geschäfts sein. 2. wichtigster, zentraler Teil; Ausgangpunkt.)
mittelhochdeutsch sēle, althochdeutsch sē(u)la, wahrscheinlich zu See und eigentlich = die zum See Gehörende; nach germanisch Vorstellung wohnten die Seelen der Ungeborenen und Toten im Wasser