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Wir beschäftigen uns heute mit der multiplen Persönlichkeit eines Autors. Wollten Sie nicht auch schon immer mal wissen, warum Autoren so häufig im Plural („wir“) von sich reden, obwohl sie doch jeweils nur eine Person sind?
Mit dem „Pluralis Majestatis“ (= Plural der Majestät) wird eine einzelne Person, meist ein Herrscher, bezeichnet bzw. bezeichnet sich die Person selbst. Das ist uns allen geläufig: Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden deutscher Kaiser, weigern uns, auf einem Thron zu sitzen, der ohne „h“ geschrieben wird.
Ein Kaiser kann schon mal Ansprüche erheben. Den wahren Helden dagegen ziert die Bescheidenheit – wie auch den Autor. Wenn der, obwohl er ganz alleine schreibt, wir verwendet, ist das als eine Geste der Bescheidenheit (lateinisch modestia) zu verstehen, mit der er die eigene Person zurücktreten lässt oder auch die Leser einbezieht: Mit diesem Exkurs sind wir [= ich und Sie] aber auch schon bei der Methode der Triangulation. Man nennt das „Pluralis Modestiae“ (= Plural der Bescheidenheit) oder auch „Autorenplural“.
Mit beiden nichts zu tun hat dagegen der vertraulich-herablassende „Krankenschwesternplural“, der selbstverständlich nicht nur in Krankenhäusern sein Unwesen treibt: Na, wie geht's uns denn heute, hatten wir Stuhlgang? Mein lieber Freund und Kupferstecher, das tun wir aber nie wieder!