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Das „Z“ und seine derzeitige Verwendung

Wir alle kennen die Bilder von Wladimir Putins Angriffskrieg auf die Ukraine und somit auch das auf russisches Kriegsgerät tausendfach aufgemalte „Z“. Doch was hat es damit auf sich?

Oder anders: Wäre „Z“ eine Person, wer wäre dieser „Z“ eigentlich? Nun, zumindest kein wirklich Prominenter. Viel gibt es über „Z“ nämlich nicht zu berichten. Es ist der 26. und letzte Buchstabe des modernen lateinischen Alphabets und belegt auf der Rangliste der Häufigkeiten in deutschen Texten gerade mal Platz 20. Der Genitiv von „Z“ lautet „des Z“ und der Plural „die Z“ – umgangssprachlich trifft man für beide Formen auch mal „Zs“ an. Alles in allem hätte dieser unauffällige Konsonantenbuchstabe wohl von keiner Karriere in den Medien geträumt, nicht einmal von einer so fragwürdigen.

Gleichwohl ist kaum zu übersehen, dass die Dynamik seiner Gestalt den Buchstaben zu einem stark wirkenden Symbol macht – einer Art schriftlichem Zorro. Dieser Eindruck kommt nicht von ungefähr. Schon in einem der ältesten Vorläufer unseres Alphabets, der protosinaitischen Schrift, die um 1700 v. Chr. auf der Sinai-Halbinsel verwendet wurde, stand das Symbol „Ze“ für eine Stichwaffe. Das hat zwar nichts mit der heutigen Verwendung des „Z“ im russischen Kriegstreiben zu tun, seine martialische Anziehungskraft verwundert vor diesem Hintergrund aber umso weniger.

In Bezug auf die Invasion in die Ukraine bestehen teils sehr unterschiedliche Deutungen des „Z“.  Manche sehen darin ein ideologisch bedeutungsfreies Militärzeichen, das sich in eine Reihe anderer (z. B. „V“) eingliedert und schlicht Truppenteile, deren Herkunftsregion oder Zielgebiet bezeichnet. Zudem sollen die auf Militärgerät aufgemalten „Z“-Symbole Friendly Fire verhindern, den irrtümlichen Beschuss durch die eigene Truppe.

Das „Z“ lädt aber wohl schon deshalb auch zu anderen Interpretationen ein, weil es im kyrillischen Alphabet gar kein „Z“ gibt. Das Kyrillische verfügt über den Buchstaben „З“. Dessen Aussprache [z] ähnelt der des Buchstabens „Z“ in der englischen Sprache bzw. dem stimmhaften „S“ im Anlaut des deutschen „Sahne“. Das russische Verteidigungsministerium verlautbarte, das „Z“ stehe kurz für „für den Sieg“ (russisch: „за победу“, deutsch transkribiert: „sa pobedu). Militärexperten erklären sich das „Z“ auch als Symbol für „Westen“ (russisch: „запад“, deutsch transkribiert: „sapad“). Vielleicht erreichte das „Z“ seine Symbolkraft und seinen Aufmerksamkeitswert aber einfach gerade dadurch, dass es kein kyrillischer Buchstabe ist und deshalb heraussticht.

Die „außersprachliche Wirklichkeit“ war es jedenfalls, die dem „Z“ gewissermaßen seine derzeitige Bedeutung verliehen hat. In der russischen Gegenwartskultur fungiert es inzwischen als Symbol der staatspropagandistischen Unterstützung des Angriffskriegs auf das Nachbarland. Es zeigt sich auf T-Shirts und Autos, auf Fassaden und als geometrische Form inszenierter Flashmobs.

In Deutschland hingegen kann das Zeigen des Buchstabens strafrechtlich verfolgt werden, wenn damit eine Billigung des Angriffskrieges zum Ausdruck gebracht werden soll. Zahlreiche Unternehmen, wie zum Beispiel die Zurich Insurance Group, entfernen in sozialen Medien oder auf ihren Produkten den Buchstaben „Z“ als Bildmarke wegen möglicher Missverständnisse im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg.

Vieles kann „Geschichte machen“. Dass allerdings ein Buchstabe gleichsam „historisch“ wird, kommt sicher nicht allzu häufig vor. Es bleibt zu hoffen, dass „Z“ möglichst bald seine unrühmliche Karriere an den Nagel hängen und das Schattendasein als unschuldige Letter wiederaufnehmen kann.

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