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Wir widmen uns einer Form der Wortbildung im Deutschen, die ein zeitgenössischer Satiriker treffend mit dem Zusammensetzen von Legosteinen verglichen hat.
Wladimir Kaminer, ein in Moskau geborener und in Berlin lebender Satiriker, vergleicht die deutsche Sprache in einer seiner Erzählungen mit einem Lego-Baukasten. Die Wörter ließen sich im Deutschen – wie die bunten Bausteine – zu allen erdenklichen Kombinationen zusammensetzen, z. B. zu dem Wort Russendisko. Die Sprachwissenschaft bezeichnet Wörter, die nach diesem Muster gebildet sind, als Zusammensetzungen oder Komposita. In der Mehrzahl sind sie aus zwei „Bauklötzen“ zusammengesetzt, dem Grundwort (z. B. -disko) und dem Bestimmungswort (bspw. Russen-). Beim Zusammensetzen der Bestandteile hilft in diesem Fall ein eingeschobenes -n-.
Etwa 30 % aller Komposita weisen ein solches „Fugenelement“ auf, z. B. Bad-e-tuch, Schönheit-s-ideal, Tag-es-licht, Decke-n-leuchte, Präsident-en-wahl, Kind-er-garten, Herz-ens-wunsch. Fugenelemente haben sich historisch aus Flexionsendungen entwickelt, und zwar aus denen vorangestellter Genitivattribute, die mit ihrem Bezugswort im Laufe der Sprachgeschichte zu einem Wort zusammengerückt sind („des Tages Licht“ zu Tag-es-licht). Heute haben Fugenelemente keine Flexionsfunktion mehr. Sie können in gebräuchlichen Zusammensetzungen weder weggelassen noch spontan ergänzt werden. Doppelformen wie Schweinebraten/Schweinsbraten, Vorort(s)zug, Einkommen(s)steuer sind fast immer regional oder fachsprachlich bedingt.