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Die Wortfamilie „warten“

Wir haben für Sie nachgeschlagen, was die Wörter „warten“, „Warte“ und „Gegenwart“ gemeinsam haben – oder auch nicht.

Bei der Wortfamilie warten handelt es sich um einen reich verzweigten Stammbaum mit einer altehrwürdigen indogermanischen Wurzel, nämlich *u̯er-. Diese bedeutete unter anderem „verschließen, bedecken, schützen“. Auf diese Wurzel zurück geht nicht nur das fast lautgleiche Verb wehren, sondern auch das mittlerweile untergegangene Substantiv Wahr „Aufmerksamkeit, Obhut, Aufsicht“. Von diesem Substantiv wurde das Verb wahren abgeleitet, das also ursprünglich „beachten, in Obhut nehmen“ bedeutet.

Keine Sorge, Sie müssen nicht mehr lange warten, wir sind gleich so weit. Diese Wurzel erfuhr eine Erweiterung durch den Konsonanten dh, was uns bereits zu Warte und warten bringt, die beide seit dem 8. Jahrhundert im Althochdeutschen belegt sind. Welches der beiden Wörter zuerst entstand, lässt sich nicht genau nachvollziehen; dazu gibt es unterschiedliche Angaben. Fest steht, dass Warte „das Ausschauen, Lauern“ ausdrückte, woraus sich dann die konkrete Bedeutung „Ausguck, Wachtturm“ ergab. Das Verb warten hat als ursprüngliche Bedeutung „Ausschau halten, aufpassen“, doch im Neuhochdeutschen hat sie sich sozusagen auseinanderdividiert. Zum einen verwenden wir warten heutzutage, wenn wir ausdrücken wollen, dass man einer Sache harrt. Dafür gab es ursprünglich ein anderes Verb, nämlich beiten, das aber von warten komplett verdrängt wurde und im 17. Jahrhundert ausstarb. Die zweite Bedeutung ist „pflegen“, wie sie auch in den Ableitungen Wärter oder Wartung aufscheint.

Zum Schluss haben wir noch zwei Verwandte zu bieten, die auf den ersten Blick nicht zu dieser Familie zu gehören scheinen, und dann noch ein Wort, bei dem es genau umgekehrt ist. Da wäre zum einen gewärtig, das „erwartend“ bedeutet und von der nicht mehr verwendeten Präfixbildung gewarten abstammt. Etwas überraschend mag die Garde wirken, die sich ein bisschen herumgetrieben hat. Das germanische Verb *wardōn, die Vorform zu unserem warten, wurde nämlich in die romanischen Sprachen entlehnt. Im Französischen entstand daraus garder „schützen, behüten, bewachen“. Davon abgeleitet wurde garde als „Wache, Wachmannschaft“, was schließlich als sogenannter Rückwanderer wiederum im Deutschen landete. 

Aber falls Sie jetzt womöglich denken: „Oh, da gibt es ja auch noch Gegenwart, das passt doch auch prima zu der Bedeutung ‚aufpassen‘“, dann müssen wir Sie enttäuschen. Das gehört nämlich zu werden, und das ist wiederum eine ganz andere Familie.

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