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Echte und unechte reflexive Verben

Hat sich nicht jeder von uns schon einmal als völligen Versager empfunden? Aber erweise ich mich denn sprachlich nicht schon als völliger Versager, wenn ich mich als völligen Versager empfinde? Versagen wollen wir Ihnen die Antwort darauf jedenfalls nicht.

Ob sich jemand nun als völliger oder als völligen Versager empfindet, sagt nun wirklich nichts Entscheidendes über seine s­prachliche Kompetenz aus. Beides ist möglich. Anders verhält es sich dagegen mit sich erweisen. Hier funktioniert allein: Niemand erweist sich fortwährend als völliger Versager. Woran liegt das?

Es liegt daran, dass empfinden in unserem Beispiel zwar reflexiv verwendet wird, aber kein echt reflexives Verb ist. Wird nämlich ein nicht echt reflexives Verb, von dem eine Fügung mit als oder wie abhängt, reflexiv verwendet, ist sowohl der Bezug auf das Subjekt (im Nominativ) möglich als auch der auf das Reflexivpronomen (im Akkusativ): Jeder hat sich schon einmal als absoluter/absoluten Versager empfunden. Der Filmpreisträger sieht sich schon als großer/großen Hollywoodstar.

Nicht echt reflexiv ist ein Verb dann, wenn statt des Reflexivpronomens (mich, dich, sich u. a.) auch etwas anderes eingesetzt werden könnte. Tut man dies, ist allerdings nur noch der Akkusativ möglich: Jeder hat seinen Chef schon mal als absoluten Versager empfunden. Der Regisseur sieht den Filmpreisträger schon als großen Hollywoodstar.

Dagegen sind Verben wie sich erweisen, sich verhalten, sich zeigen usw. echt reflexive Verben. Bei ihnen kann man das Reflexivpronomen nicht durch etwas anderes ersetzen. Bei echt reflexiven Verben, von denen eine Fügung mit als oder wie abhängt, ist stets nur der Bezug auf das Subjekt (im Nominativ) möglich: Fast jeder hat sich schon mal als ganz, ganz gewiefter Experte gezeigt. Der Filmpreisträger verhielt sich schon wie ein Hollywoodstar.

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