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Die Litotes

Es ist gar nicht einmal so unüblich, Übliches anzuzeigen, indem man auf das Nichtvorhandensein von Unüblichem verweist. „Litotes“ heißt diese rhetorische Figur. Wenn Sie schon immer mal wissen wollten, um was es bei dieser eher indirekten Redeweise geht und was man damit erreicht, dann sind Sie hier nicht falsch.

Die rhetorische Figur der Litotes (griech. litotes = „Sparsamkeit, Zurückhaltung“, zu: litos = „schlicht, einfach“) umschreibt einen Sachverhalt mit einer doppelten Verneinung: nicht unüblich, nicht ohne Charme, kein Unmensch etc. Auch die Verneinung des Gegenteils eines eigentlich gemeinten Ausdrucks zählt als Litotes: nicht schlecht, nicht selten, kein Anfänger.

Die Litotesvariante der doppelten Verneinung bewirkt gerade durch die vorgebliche Vorsicht im Ausdruck eine (oft ironisierende) Hervorhebung des Gesagten und verleiht dem Autor eine distanzierte Überlegenheit: Mir scheint, es war nicht ganz ohne Witz, dass Caligula sein Pferd zum Konsul gemacht hat.

Auch die Variante der Verneinung des Gegenteils kann die gleichen Effekte erzielen: Mir scheint, nachdem Caligula sein Pferd zum Konsul gemacht hatte, war damit nicht die schlechteste aller Regierungen ins Amt gesetzt. Häufig aber wird diese Variante der Litotes – vor allem im politischen Diskurs – eingesetzt, um allzu klare Stellungnahmen zu vermeiden. Denn die Verneinung des Gegenteils hat einen größeren Begriffsumfang als der ursprüngliche Begriff – nicht schlecht trifft auf mehr zu als gut: Die Mehrwertsteuer zu erhöhen ist nicht ideal. Wer sich so ausdrückt, ist vielleicht weniger angreifbar, wirkt aber nicht unbedingt prägnant.

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