Die folgenden Erklärungen zu den wichtigsten Fachausdrücken sollen lediglich erste Verständnishilfen bieten. Weitere Bezeichnungen, ausführliche Erläuterungen und mehr Beispiele findet man über das Register des Dudenbandes 4, der „Grammatik". Fachausdrücke, die in der Dudengrammatik verwendet werden, sind durch Fettdruck hervorgehoben.
T
Tatform: vgl. Aktiv
Tätigkeitswort: vgl. Verb
Teilsatz: Bestandteil eines zusammengesetzten Satzes mit einem Prädikat; Satz
telisch: auf einen Zielpunkt (und daher einen begrenzten Zeitpunkt oder Zeitraum) bezogen (Aktionsart, Verb)
temporal: zeitlich, der Zeit (als, nachdem ...)
Tempus, Pl. Tempora: verbale Kategorisierung zur Bestimmung eines Geschehens oder Seins als vergangen, gegenwärtig oder zukünftig; wird zusammen mit dem Modus markiert; Zeit(formen); vgl. Präsens, Präsensperfekt, Präteritum, Präteritumperfekt, Futur, Futurperfekt
Tempus-Modus: Tempus und Modus als Einheit betrachtet, die sich auch formal in einem einzigen Suffix ausdrückt (wobei die dominantere der beiden Kategorisierungen das Tempus ist), z. B. -te: Präteritum (Indikativ oder Konjunktiv II)
Tempus-Modus-Form: Zeitform
terminativ: vgl. perfektiv
Text: komplexes sprachliches Zeichen, das von kommunizierenden Personen (Schreibern und Lesern) nach syntaktischen, semantischen und pragmatischen Regeln verfasst bzw. interpretiert wird
Textsorte: Typus von Texten, der sich z. B. anhand von Gliederung, Vertextungsstrategie, Stil und Funktion von anderen Textsorten unterscheiden lässt
ThemaFSP: der an den Text oder die Situation anknüpfende Teil eines Satzes, in dem der Redegegenstand identifiziert wird. Er ist schon bekannt oder wird vorausgesetzt bzw. ist zu erschließen.
Tonhöhenverlauf: das Höher- und Tieferwerden der Stimme innerhalb einer Intonationsphrase; Realisation einer Intonationskontur (dazu vgl. Register der Dudengrammatik)
transformativ: den Wechsel von einem Zustand in einen anderen bezeichnend (Verb, deutlicher Fall telischer Aktionsart); vgl. a. resultativ, telisch
transitiv: ein Subjekt und ein Akkusativobjekt fordernd (Verb/Verbvariante); auf den Objektaktanten „zielend“
Tu(n)wort: vgl. Verb
U
Umlaut: Bezeichnung für die nach vorn verschobenen Vokale [ɛ], [æ], [e], [œ], [ø], [ʏ], [y], [ɔi̯] in bestimmten Flexions- oder Stammformen bzw. für die Grapheme ä, ö, ü, äu
Umstandsbestimmung: vgl. Adverbiale
Umstandswort: vgl. Adverb
unfest: trennbar; vgl. im Register der Dudengrammatik Trennbarkeit
unpersönlich: 1. semantisch leer, aber nicht weglassbar (Subjekt, Objekt: es gibt Kuchen; wir haben es eilig); formal 2. mit einem unpersönlichen Subjekt (Verb) 3. subjektlos (Passiv: Hier kann getanzt werden)
Untersatz: untergeordneter Teilsatz
unterspezifiziert: morphologisch systematisch unangezeigt (in Bezug auf bestimmte Oppositionen): Die Tulpe verwelkte rasch. (Nominativ) Sie pflückte die Tulpe. (Akkusativ)
usuell: üblich, gebräuchlich; Gegensatz: okkasionell
V
Valenz: Eigenschaft eines Wortes (meistens gemeint: eines Verbs), Ergänzungen zu fordern, deren Anzahl, Form und ggf. semantische Rolle typisch ist; Wertigkeit
Valenzrahmen: Valenzeigenschaften eines Wortes; Anzahl, Form und ggf. semantische Rollen der vorangelegten Ergänzungen zu einem Wort
Varietät: Ausprägung einer Einzelsprache (z. B. Dialekt, Stadtsprache, gehobene Sprache, Umgangssprache)
Verb: nach Tempus, Modus, Numerus und Person flektierbares (konjugierbares) Wort (sein, gehen, treffen); Verbvariante; Zeit-, Tätigkeits-, Tu(n)wort
Verb, finit: vgl. Verb(form), finit
Verbalkomplex: 1. kohärente (1) Wortverbindung aus einem infiniten Vollverb und einem oder mehreren infinitregierenden Verben, von denen eines das infinite Vollverb regiert (gestanden ist; stehen bleiben zu müssen) 2. i. w. S.: finite Verbform oder zu-Infinitiv (ggf. mit davon abhängigen infiniten Verbformen)
Verberstsatz: Satz mit leerem Vorfeld, in dem das finite Verb an erster Stelle steht; typische Funktionen: Entscheidungsfrage (Möchten Sie noch eine Tasse Kaffee?), uneingeleiteter Konditionalnebensatz (Funktioniert das Gerät dann immer noch nicht, [so] muss es vom Netz genommen werden); Stirnsatz
Verb(form), finit: Verbform, die im Unterschied zu den infiniten Verbformen (dem [zu-]Infinitiv, Partizip I und Partizip II) nach Numerus-Person und nach Tempus-Modus bestimmt ist (du rauchst, er schlief, sie werde, man könnte); Finitum; Personalform
Verbform, infinit: Infinitiv ([zu] schlafen), Partizip I (schlafend) oder Partizip II (geschlafen)
Verbletztsatz: Satz, in dem das finite Verb an letzter Stelle (bzw. zusammen mit den anderen Teilen des Verbalkomplexes am Ende) steht; typische Form des eingeleiteten Nebensatzes (... weil es heute so warm ist); Spannsatz
Verbmodus: vgl. Modus
Verbpartikel: trennbarer Verbzusatz (auf- in aufstehen, vgl. sie stehen auf, aufzustehen)
Verbpräfix: untrennbarer (fester) Verbzusatz (be- in begreifen; vgl. sie begreifen, zu begreifen)
Verbzweitsatz: Satz, in dem das Vorfeld besetzt ist, sodass das finite Verb an zweiter Stelle steht; typische Funktionen: Aussagesatz (Hans ist Holz hacken; der starke Hans ist Holz hacken), Ergänzungsfrage (Wer ist Holz hacken?), uneingeleiteter Nebensatz (Sie sagt, Hans sei Holz hacken); Kernsatz
Vergangenheit: Zeitstufe, die u. a. mithilfe von Tempora ausgedrückt wird; vgl. Tempus
Vergleichsformen: Formen des Adjektivs (und einiger Adverbien), mit denen sich verschiedene Grade einer Eigenschaft, eines Merkmals kennzeichnen lassen (Positiv – Komparativ – Superlativ); Steigerungsformen; vgl. Komparation
Vergleichsstufen: vgl. Vergleichsformen
Vokal: Laut, bei dessen Artikulation die Stimmlippen im Kehlkopf schwingen und die Atemluft ungehindert durch den Mund ausströmt; Selbstlaut
Vokativ: vgl. Anredenominativ
Vollverb: Verb mit ↑ lexikalischer (2) Bedeutung und der Fähigkeit, allein das Prädikat zu bilden
Vorfeld: vgl. Feld
vorfeldfähig: geeignet, allein das Vorfeld eines Satzes (im „normalen“ Aussagesatz der Platz vor dem finiten Verb, z. B. gestern hat es geregnet; ihr werdet zu spät kommen) zu besetzen; wichtiges Kriterium für Satzgliedfähigkeit
Vorfeldplatzhalter: Platzhalter (1)
Vorgangspassiv: vgl. werden-Passiv
Vorsilbe: vgl. Präfix
vorzeitig: vor einem anderen Geschehen; früher als das Geschehen, das in einem anderen Teilsatz wiedergegeben wird