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Wort des Jahres 2007: „Klimakatastrophe“

Glosse zum Wort des Jahres 2007 von Dr. Jochen A. Bär, Herausgeber des Titels „‚Von aufmüpfig bis Teuro‘ – Die ‚Wörter der Jahre‘ 1971-2002“ aus der Reihe „Thema Deutsch“.

Mit der Wahl des Jahreswortes 2007 griff die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) ein Thema auf, das in seiner Bedeutung weit über das Jahr hinausreicht. Bereits 1971, als erstmals in der GfdS-Zeitschrift Der Sprachdienst eine Auswahl von „Wörtern des Jahres vorgestellt wurde, war darunter ein zu diesem Sachgebiet gehörender Ausdruck: Umweltschutz. Es folgten Waldsterben (1983), Ozonloch (1987), mit Ökosteuer und nachhaltig (beide 1998) schien sich ein Bewusstseinswandel in Deutschland abzuzeichnen und die Jahrhundertglut (2003), der heißeste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, führte noch einmal vor Augen, dass der Klimawandel keine bloße Theorie ist.

Dass Treibhausgase – vor allem FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoff), Methan und Kohlendioxid – die Atmosphäre schädigen und eine globale Erwärmung mit weitreichenden Folgen mitverursachen, wird heute kaum noch ernsthaft bestritten. Mit Ausnahme des größten Produzenten solcher Klimakiller, der USA, haben inzwischen alle führenden Industrienationen das Kyoto-Protokoll unterschrieben, in dem sie sich zu einer Verringerung ihrer Schadstoffemissionen verpflichten. Immerhin: Der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore erhielt 2007 den Friedensnobelpreis für seine Bemühungen um den Klimaschutz. Was Deutschland betrifft, so ist 2005 – durch die Wahl von Angela Merkel, ehemals Umweltministerin, zur Bundeskanzlerin – der Kampf gegen die Klimaveränderung„Chefsache“ geworden. Im Vorfeld der UN-Klimakonferenz, des Klimagipfels von Bali im Dezember 2007, gab sich die Bundesregierung verhalten optimistisch, dass Regierungsvertreter und Experten aus mehr als 180 Staaten sich auf ein Nachfolgeabkommen des 2012 auslaufenden Kyoto-Protokolls verständigen könnten.

Wer im Dezember 2007 das Wort „Klimakatastrophe“ googelte, erhielt um die 395.000 Belege. Knapp 60 Prozent (235.000) davon stammten aus dem zurückliegenden Jahr 2007. Schlagzeilen wie „Klimakatastrophe rückt näher“ (Kurier, 6. 10. 2007) oder „Klimakatastrophe – der Mensch hat nur noch 13 Jahre zur Umkehr“ (Hamburger Abendblatt, 23. 2. 2007) beherrschten die Szene.

Die Wortbildung mit dem plakativen Zweitglied Katastrophe ist gegenüber dem vergleichsweise harmlos wirkenden Klimawandel (knapp fünfeinhalb Millionen Belege) zwar deutlich in der Minderzahl, aber sie charakterisiert weitaus besser die Befürchtungen und Ängste, die 2007 in der öffentlichen Debatte im Gegensatz zu früheren Jahren immer deutlicher erkennbar wurden. Es handelt sich also weniger um ein quantitatives als um ein qualitatives „Jahreswort“.

Jochen A. Bär

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