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Dass das Wandern nicht nur des Müllers Lust ist, wissen wir alle. Aber wussten Sie, dass auch Wörter schon mal recht gern auf Wanderschaft gehen, ja als regelrechte Wanderwörter berüchtigt sind? Lesen Sie mehr in diesem Artikel.
Zur Zeit der Völkerwanderung sind Völker gewandert – das ist bekannt. Aber über längere Zeiträume betrachtet, sind Stämme wie Individuen eigentlich immer gewandert. Mit diesen Wanderungen wandert auch so manches Wort mit. Andere Wörter dagegen werden eher geholt, zum Beispiel zusammen mit der Sache (oder der Idee), die sie bezeichnen. Das ergibt ein munteres Hin und Her, das die Etymologie vor schwere Aufgaben stellt – bisweilen auch vor unlösbare. Die Herkunft mancher Wörter will sich partout nicht sicher herleiten lassen und der Etymologe kann nur im Ungefähren herumtasten.
Wenn man ein Wort zwar ein paar Stationen zurückverfolgen, aber eben nicht auf seinen Ursprung zurückführen kann, kommt der Begriff des „Wanderwortes“ ins Spiel. Im Herkunftswörterbuch von Duden ist das z. B. bei folgenden Wörtern vermerkt:
- Axt – wahrscheinlich Wanderwort kleinasiatischen Ursprungs,
- Erz – vielleicht ein Wanderwort kleinasiatischen Ursprungs,
- Gerste – vielleicht Wanderwort nicht indoeuropäischer Herkunft,
- Kar (Mulde vor Hochgebirgswänden, Hochgebirgskessel) – vielleicht Wanderwort kleinasiatischer Herkunft (vgl. z. B. assyr. kāsu „Schale“),
- Kater/Katze – altes Wanderwort (vielleicht von nubisch kadis),
- Kren (süddeutsch, österreichisch: Meerrettich) – wohl ein altes Wanderwort,
- Narzisse – wahrscheinlich Wanderwort ägäischen Ursprungs,
- Ratte – vielleicht altes Wanderwort,
- Ross – vielleicht ein Wanderwort asiatischen Ursprungs,
- Schatz – vielleicht ein östliches Wanderwort.
Aber: Ist es nicht irgendwie auch beruhigend und aufregend gleichzeitig, dass nicht alles geklärt, wenn man so will: entzaubert ist?