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Wie hängen „Stadt“, „Statt“ und „statt“ zusammen?

In diesem etymologischen Ausflug erkunden wir, ob die Ähnlichkeit zwischen diesen Wörtern mehr als nur ein Zufall ist.

Ausgangspunkt unserer Betrachtungen ist ein Substantiv, das in allen germanischen Sprachen vorkam, und zwar im Althochdeutschen in der Form stat. Es bedeutete „Stand(ort), Stelle“ und ist unter anderem mit dem lateinischen statio „Standort“ verwandt, von dem unser Fremdwort Station stammt. Nachdem stat schon recht früh als „Wohnstätte, Siedlung“ verwendet wurde, erhielt es im 12. Jahrhundert die Bedeutung „Ortschaft“, und zwar sozusagen hochoffiziell, da es als Rechtsbegriff definiert wurde. Damit verbunden waren dann zum Beispiel das Marktrecht oder das Recht auf eine eigene Verwaltung. Um das Wort von dem gleichlautenden Statt zu unterscheiden, wurde es bereits im 16. Jahrhundert als Stadt, also mit dt, geschrieben. Allerdings taucht Statt heutzutage praktisch nicht mehr allein auf, sondern fast nur noch in Komposita wie Bettstatt oder Ruhestatt. Hingegen hat sich eine flektierte Form von Statt emanzipiert und ist zu einem eigenen Wort geworden, nämlich Stätte. Ebenfalls abgeleitet von Statt ist die Fügung an jemandes statt, woraus sich im 15. Jahrhundert die Präposition anstatt entwickelte. Seit dem 17. Jahrhundert gibt es sie auch in der Kurzform statt. Beide Varianten können übrigens (in Verbindung mit zu oder dass) auch als Konjunktion gebraucht werden.

Ganz kurz werfen wir noch einen Blick auf die Verben, die mit Statt in Verbindung stehen. Da hätten wir abstatten, bestatten und erstatten. Warum wir das extra erwähnen? Weil es nämlich auch die Verben gestatten, stattfinden und stattgeben gibt, die spannenderweise nicht zu der hier behandelten Wortfamilie gehören, sondern mit dem althochdeutschen stata „rechter Ort, Gelegenheit“ verwandt sind. Zu jener Gruppe zählen auch noch zustattenkommen, vonstattengehen und statthaft.

Und zu welcher dieser Gruppen gehört nun der Staat? Tja, zu keiner von beiden. Das Wort wurde wohl im 15. Jahrhundert aus dem Lateinischen entlehnt und geht auf status „Stand, Stellung, Verfassung, Rang“ zurück, wobei die Bedeutung durch das Französische beeinflusst wurde. Dafür hat es noch eine nette Überraschung zu bieten. Oder hätten Sie gedacht, dass stattlich weder zu Statt noch zu statt gehört, sondern (mit einem kleinen Umweg über das Mittelniederdeutsche) von Staat abgeleitet ist?

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