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Die Herkunft des (Un-)Wortes „nichtsdestotrotz“

Die Kreuzung nichtsdestotrotz aus den Wörtern nichtsdestoweniger und trotzdem ist einigen ein Dorn im Auge. Erfahren Sie hier mehr über dessen Herkunft und Entwicklung im Gebrauch.

Während das Wort für viele so etwas wie ein „Unwort“ ist, da es sich um eine eigentlich sinnlose Kreuzung von nichtsdestoweniger und trotzdem handelt, ist es für andere ein ganz „normales“ Wort, das man unbefangen gebraucht. Da es zudem von Jahr zu Jahr häufiger wird, ist es auch im Duden verzeichnet. Wenn man die Ansicht vertritt, die Bedeutung eines Wortes ergebe sich im Gebrauch, dann bedeutet nichtsdestotrotz „nichtsdestoweniger“ und mehr wäre dazu nicht zu sagen. Der Duden kennzeichnet den Gebrauch des Wortes aber nicht ohne Grund als „umgangssprachlich“.

Belegt ist das Wort seit Ende des 19. Jh.s, vor allem wohl im Raum Berlin und Leipzig. Wenn Alfred Döblin das Wort 1918 in seinem Roman „Wadzeks Kampf mit der Dampfmaschine“ verwendet, dann heißt das nicht, dass nichtsdestotrotz schon schriftsprachlich anerkannt ist, es heißt nur, dass Alfred Döblin besonders nah am Pulsschlag der gesprochenen Sprache stand. Es ist immer wieder vermutet worden, dass ein Sprachkritiker wie Kurt Tucholsky oder der Komiker Heinz Erhardt das Wort aufgegriffen und seinen absurden Gebrauch zu einem Sketch verarbeitet habe. Ein Nachweis konnte dafür aber bis heute nicht gefunden werden. Es ist aber gut möglich, dass ein zunächst selten gebrauchtes Wort wie nichtsdestotrotz erst nach der sprachkritischen Kommentierung unfreiwillig populär geworden ist.

Für viele Menschen ist es daher noch heute in nicht deutlich scherzhaften Kontexten ein Tabuwort. Wer es verwendet, setzt sich derzeit noch der Gefahr aus, belächelt zu werden. Ob man dieses Wort verwenden will, muss dann jeder – vor dem Hintergrund dieser Wortgeschichte – für sich selbst entscheiden. Das Beispiel zeigt aber in jedem Fall, dass Sprache nicht nur ein Mittel der Kommunikation ist, sondern auch für die Einordnung und Bewertung von Menschen in der Gesellschaft mitverantwortlich sein kann.

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