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Die Geschichte des Buchstabier­alphabets

Nicht immer wurden die gleichen Kennwörter zum Buchstabieren verwendet wie heute. Was also machte Nathan zum Nordpol und schließlich zu Nürnberg? Finden Sie es hier heraus.

Fangen wir doch einmal 1890 an. Da wurden im Berliner Telefonbuch den Buchstaben ganz einfach Zahlen zugeordnet. Ganz einfach? Den Namen Abel buchstabierte man beispielsweise: eins, zwei, fünf, zwölf. Das war – muss man sagen – dann doch nicht so ganz einfach und daher führte man 1903 Kennwörter für Buchstaben ein. Das klappte besser. Abel buchstabierte man nun: Albert, Berta, Emil, Ludwig.

Insgesamt lautete die Buchstabiertafel: Albert, Ärger, Berta, Cäsar, David, Emil, Friedrich, Gustav, Heinrich, Isidor, Jacob, Karl, Ludwig, Marie, Nathan, Otto, Ökonom, Paul, Quelle, Richard, Samuel, Theodor, Ulrich, Überfluss, Viktor, Wilhelm, Xanthippe, Ypsilon, Zacharias.

Kleine Änderungen nahm man in Deutschland 1926 vor, erhebliche Änderungen gab es dann aber 1934. Unter nationalsozialistischer Herrschaft waren da besonders biblische Namen betroffen, die als jüdisch aufgefasst und daher „arisiert“ wurden. So wurde aus David Dora, aus Jacob Jot, aus Nathan Nordpol, aus Samuel Siegfried und aus Zacharias Zeppelin. Übrigens hat u. a. auch Ypsilon für „y“ nicht überlebt, hier hielt man damals Ypern anscheinend für angemessener – den Namen der westflandrischen Stadt, bei der deutsche Truppen am 22.4.1915 zum ersten Mal in großem Umfang Giftgas eingesetzt hatten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Deutschland zunächst nur zwei der biblischen Namen restituiert: Samuel und Zacharias. David, Nathan und Jakob fehlten weiterhin in der Buchstabiertafel. Immerhin hatte Ypsilon wieder Ypern verdrängt.

Die Buchstabiertafel des „Deutschen Instituts für Normung e. V.“ (DIN) lautete zuletzt wie folgt. (Aufgeführt sind auch die Varianten der sogenannten Weimarer Tabelle, die die ursprünglichen jüdischen Namen enthält.)

A wie Anton, Albert1; Ä wie Ärger; B wie Berta, Bernhard1; C wie Cäsar; Ch wie Charlotte; D wie Dora, David1; E wie Emil; F wie Friedrich; G wie Gustav; H wie Heinrich; I wie Ida; J wie Julius, Jakob1; K wie Kaufmann, Katharina1; L wie Ludwig; M wie Martha, Marie1; N wie Nordpol, Nathan1; O wie Otto; Ö wie Ökonom; P wie Paula; Q wie Quelle; R wie Richard; S wie Samuel; Sch wie Schule; T wie Theodor; U wie Ulrich; Ü wie Übermut; V wie Viktor; W wie Wilhelm; X wie Xanthippe; Y wie Ypsilon; Z wie Zacharias

(1 = Weimarer Tabelle)

Das DIN veröffentlichte im Mai 2022 eine neue Buchstabiertafel, die auf Städtenamen zurückgreift. Anstoß für die Überarbeitung war ein Hinweis des baden-württembergischen Antisemitismusbeauftragten Michael Blume. Der DIN-Ausschuss verwies zudem darauf, dass es in der alten Buchstabiertafel einen deutlichen Überhang an männlichen gegenüber weiblichen Namen gegeben habe und auch die Auswahl der Namen insgesamt nicht mehr zeitgemäß gewesen sei. In einigen anderen europäischen Ländern sind Städtenamen in Buchstabiertafeln schon lange üblich.

Einsehen können Sie die aktuellen Buchstabiertafeln hier: https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Das-Buchstabieralphabet

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