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Die Bezeichnung „Gästin“ und die Gebrüder Grimm

Was hat die Gästin mit den Gebrüdern Grimm zu tun? Lesen Sie hier mehr über die Bildung weiblicher Entsprechungen zu männlichen Formen sowie einige veraltete Frauenbezeichnungen.

Längst hat die weibliche Emanzipation auch in die Märchenwelt Einzug gehalten – sprachlich zumindest. In der Geschichte von Ingo Siegner über den „kleinen Drachen Kokosnuss“, der in die Schule kommt, begegnen uns neben vielen kleinen Drachenjungen auch Drachinnen. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit auf eine spannende Sprachfrage, die die korrekte Bildung des weiblichen Pendants zu einem männlichen Wesen betrifft. Das ist einfach, solange wir uns mit dem üblichen Anhängen eines -in behelfen können. So wird aus dem Zuhörer die Zuhörerin und aus dem Kunden die Kundin.
 
Wie aber sprechen wir von einem weiblichen Gast? Auch hier die übliche in-Form zu wählen und sich über eine Gästin zu freuen, wird von allerhöchster Sprachwahrerinstanz als korrekt bezeichnet. Im allgemeinen Sprachgebrauch aber irritiert diese Form. Dabei ist sie keineswegs weiblicher Sprachemanzipation geschuldet – ganz im Gegenteil: Gästin gehört zu den weiblichen Formen, die – wie auch die Engelin oder die Geistin – bereits im Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm aufgeführt und mit zahlreichen Belegstellen unterfüttert wurden. Auf dem Weg vom späten 19. ins 21. Jahrhundert war sie aus der Alltagssprache verschwunden: Umso erfreulicher, dass sie jetzt wiederentdeckt wurde und ihren Sprachplatz wiedererobert.

Hilfreiche Praxistipps für geschlechtergerechtes Formulieren finden Sie im kompakten Ratgeber Gendern – ganz einfach! von Gabriele Diewald und Anja Steinhauer. Und für alle, die es genauer wissen wollen, geben die Autorinnen im Handbuch geschlechtergerechte Sprache einen ausführlichen Überblick über das Thema Gendern mit vielen Anwendungsbeispielen.

Alle Artikel in Gendern (15)

Aussprache von „-innen“ in geschlechtergerechten Personenbezeichnungen

In diesem Artikel behandeln wir die phonetischen Feinheiten geschlechter- und gendergerechter Personenbezeichnungen, also zum Beispiel den lautlichen Unterschied zwischen „Ulmer*innen“ und „Ulmerinnen“.

Die geschlechts­­über­­greifende Ver­­­wendung mas­ku­liner Formen

In der öffentlichen Diskussion um geschlechtergerechten Sprachgebrauch spielt der Ausdruck „generisches Maskulinum“ eine große Rolle. Gemeint ist damit die geschlechtsübergreifende Verwendung eines maskulinen Wortes wie der Arzt bzw. die Ärzte für alle Menschen mit diesem Beruf: Die Ärzte in Deutschland sind gut ausgebildet („Menschen aller Geschlechter mit der entsprechenden medizinischen Ausbildung“).

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