Sprachpolitik als Mittel der politischen Auseinandersetzung

Der Sprachwissenschaftler Henning Lobin analysiert in seinem Buch „Sprachkampf“, wie die Neue Rechte die deutsche Sprache instrumentalisiert.

Sprachkampf  - Henning Lobin
Sprachkampf  - Henning Lobin

Droht der deutschen Sprache Gefahr? Wird sie von Anglizismen überfrachtet und entstellt? Sollte Deutsch als Sprache ins Grundgesetz? Warum ist Deutsch eigentlich kaum Arbeitssprache in der EU? Die öffentliche Debatte zu sprachlichen Themen wird immer häufiger mit großer Heftigkeit geführt. Vor allem rechte Gruppen und Parteien haben in den letzten Jahren die Sprachpolitik als ein Mittel der allgemeinpolitischen Mobilisierung neu entdeckt. „Wir müssen uns unser Land und unsere Sprache zurückholen“ hört man dort. Der Sprachwissenschaftler und Direktor des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim, Prof. Dr. Henning Lobin, beleuchtet in seinem Buch „Sprachkampf. Wie die Neue Rechte die deutsche Sprache instrumentalisiert“, wie rechte Parteien die aktuelle Sprachpolitik als Mittel der politischen Auseinandersetzung einsetzen.

Dabei zeigt er anhand von Parteiprogrammen und anderen Quellen auf eindrückliche Weise, wie die Neue Rechte das Thema Sprache gezielt einsetzt, um das gemäßigte Bürgertum zu gewinnen, indem sie ihre Agenda durch Sprachpolitik wie mit einem trojanischen Pferd weit in die Mitte der Gesellschaft hineinführt. Das Buch ist überall im Buchhandel erhältlich.

Deutsche Sprache ist wieder Gegenstand der Politik geworden. Sprachkämpfe werden öffentlich und mit medialer Unterstützung ausgetragen. Henning Lobin beleuchtet in seinem Buch – sehr bildhaft – die Auseinandersetzungen der letzten Jahre wie die Rechtschreibreform und den Kampf gegen Fremdwörter ebenso wie den Kampf um die geschlechtergerechte Sprache.

Dabei analysiert er anschaulich und anekdotenreich die Aktionen und Vorgehensweisen des „Vereins Deutsche Sprache“ (VDS), der die öffentliche Diskussion zu Sprachthemen seit vielen Jahren stark beeinflusst und durch seine Diktion wie durch seine Aktionen deutliche Polarisierungen hervorruft. Und er macht nachdrücklich klar, wie damit der Boden bereitet wurde, auf dem die AfD ihre sprachpolitischen Positionen jetzt in Landesparlamenten und im Bundestag umzusetzen versucht.

In seinem Buch breitet Henning Lobin das ganze Panorama dieses neuen „Sprachkampfs“ aus, zeigt aber auch, wie man ihn überwinden kann. Ob „Deutsch ins Grundgesetz“, gendergerechtes Deutsch oder Deutsch in der EU – Lobin entwickelt für alle diese Themen Vorschläge, die weder ins eine noch ins andere Extrem verfallen.

Über den Autor

Prof. Dr. Henning Lobin, geboren 1964, seit 2018 Direktor des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim und Professor für Germanistische Linguistik an der dortigen Universität. Studium der Germanistik, Philosophie und Informatik an den Universitäten Saarbrücken und Bonn. Promotion zum Dr. phil. an der Universität Bonn, Habilitation an der Universität Bielefeld, von 1999 bis 2018 Professor an der Universität Gießen. Arbeitsschwerpunkte: Computerlinguistik, Grammatik, Korpuslinguistik, Politolinguistik, Sprachkritik und Sprachpolitik, wissenschaftliche Kommunikation. Der Öffentlichkeit ist Henning Lobin auch bekannt durch seinen Blog Die Engelbart-Galaxis.