Bützchen, Kamelle und Muggaseggele: Dia­lekte haben Kon­junktur – nicht nur zur Karnevals­zeit

Auch Dialektwörter werden in den Duden aufgenommen. Dabei gelten die gleichen Aufnahmekriterien wie für andere Wörter.

In der Karnevalszeit haben Dialektbegriffe Konjunktur. Manche finden sich - wie Kamelle, Bützchen, Bütt oder Jeck – sogar im Duden, weil sie es zu überregionaler Bekanntheit gebracht haben. Bütt und Bützchen sind seit 1974 im Duden, der Jeck seit 1980 und die Kamelle seit 1986.

Die Herkunft des vor allem im Süddeutschen verbreiteten Wortes Fasching hat eine lange Geschichte: „Dem Fasching sieht man kaum noch an, dass zu seinen sprachlichen Vorläufern das mittelhochdeutsche „vastschang“ (= Fastenschank) gehört: Damals wurden besondere Getränke gebraut, beispielsweise ein starkes Bier, um die Fastenzeit etwas erträglicher zu machen“, erklärt Dr. Werner Scholze-Stubenrecht, ehemaliger Leiter der Dudenredaktion.

Auch jenseits der 5. Jahreszeit kann man Dialektwörter aus allen Regionen im Duden finden. Zum Beispiel das süddeutsche derblecken (verspotten) und das norddeutsche klönen (gemütlich plaudern); aus dem Sächsischen stammt Motschekiebchen (Marienkäfer) und aus dem Schwäbischen schlotzen (mit Genuss trinken).

Die Dudenredaktion erhält regelmäßig Briefe und E-Mails, in denen Dialektwörter für die Aufnahme in den Duden vorgeschlagen werden. Seit rund zwei Jahren gibt es beispielsweise umfangreiche Medienaktionen aus dem Schwäbischen, um das Wort Muggaseggele als „Schwabens kleinste Einheit“ in den Duden zu bringen. (Das Muggaseggele bezieht sich auf das Geschlechtsorgan der männlichen Stubenfliege, die im schwäbischen Dialekt als Mugg bezeichnet wird.) Ganz aktuell zu Fasching gibt es deshalb beim großen Fasnetsumzug in Weil der Stadt einen riesigen Umzugswagen mit einer überdimensionalen 4 Meter hohen Mugg, plus Muggaseggele darauf. Daneben prangt ganz groß der aktuelle Rechtschreibduden.

„Der Dudenverlag freut sich über diese Aktion und findet es klasse, dass die Schwaben ihr Lieblingswort so unterstützen“, erklärt Nicole Weiffen, Sprecherin des Dudenverlags. „Wenn das Wort Muggaseggele Aufnahme in den allgemeinen Sprachgebrauch findet, kann es natürlich auch ein Kandidat für den Rechtschreibduden werden.“

Grundsätzlich gelten für die Aufnahme von Dialektwörtern die gleichen Bedingungen wie für alle anderen Wörter: Ein Wort, über dessen Aufnahme die Redakteurin oder der Redakteur zu entscheiden hat, muss in einer gewissen Häufigkeit auftreten, und zwar über einen längeren Zeitraum hinweg, am besten über mehrere Jahre. So kann die Redaktion etwaige „Eintagsfliegen" ausschließen. Darüber hinaus sollte das infrage stehende Wort in verschiedenen Textsorten (Zeitschriftenartikeln, Romanen, Fachtexten etc.) vorkommen, sodass die Redaktion davon ausgehen kann, dass es wirklich „in aller Munde" ist und nicht etwa nur von Fachleuten gebraucht wird.

Die UNESCO erinnert am 21. Februar, dem Internationalen Tag der Muttersprache, an die sprachliche Vielfalt, unter anderem auch an deutsche Dialekte wie beispielsweise Bairisch, Alemannisch, Ostfränkisch, Rheinfränkisch, Moselfränkisch oder Niedersächsisch.