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Konta­mination – Versprecher oder Stilmittel?

Wenn mal wieder ruchbar geworden ist, dass jemand einst quellfrisches Bachwasser mit Pestiziden kontaminiert hat, fragt man sich nicht selten: Versehen oder Absicht? Diese Frage stellt sich auch, wenn wir Kontamination sprachwissenschaftlich verstehen: Seien Sie mir nicht übel! Ein Versehen natürlich, ein Versprecher. Aber kann es nicht manchmal auch Absicht sein?

Eine Kontamination, auch Portmanteau oder Kofferwort genannt, ist eine Zusammenziehung von (meist zwei) Wörtern, die formal und/oder inhaltlich verwandt sind. Wortkontaminationen sind etwa: Katzenjammertal aus Katzenjammer und Jammertal oder jaguartig aus Jaguar und artig oder die gentechnologisch hergestellte Schiege aus Schaf und Ziege.

Normalerweise ist die Kontamination ein verbreiteter Typ von Versprechern. Zu diesen zählen auch Kontaminationen von Wendungen: Seien Sie mir nicht übel! aus Seien Sie mir nicht böse! und Nehmen Sie's mir nicht übel! oder Den Professor solltest du nur mit rohen Handschuhen anfassen aus Den Professor solltest du nur mit Samthandschuhen anfassen und Den Professor solltest du wie ein rohes Ei behandeln.

Man kann sie aber auch bewusst als – nicht gerade dezentes – Stilmittel einsetzen, etwa in eher bissigen politik- oder gesellschaftskritischen Kommentaren: akadämlich, Ehrgeizhals, Kompromissgeburt, Kompromissgeschick, Medizyniker, Phrasendreschflegel, Repräsentativstapler, Pubertätlichkeiten. Tja, „wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung“ (Heinz Erhardt).

Kontaminationen sind auf dem Vormarsch, gern tauchen sie als Markennamen oder in der Werbung auf: Osram aus Osmium und Wolfram, Tesa aus Tesmer und Elsa oder Slimnastik aus slim und Gymnastik. Etliche Kontaminationen sind mittlerweile in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen, sind teilweise sogar lexikalisiert: jein, Teuro, Smog, Brunch, denglisch, Infotainment, Kurlaub, tragikomisch und viele, viele mehr.

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