ge­hen

Wortart:
unregelmäßiges Verb
Aussprache:
Betonung
🔉gehen

Rechtschreibung

Worttrennung
ge|hen
  • in sich gehen
  • vor sich gehen

In Verbindung mit Verben D 55:

  • baden gehen, essen gehen, schlafen gehen
  • jemanden [nach Hause, nach München, ins Ausland] gehen lassen
  • sie haben ihn [nach Hause] gehen lassen, seltener gehen gelassen
  • den Teig gehen lassen (aufgehen lassen)
  • du sollst die Kleine gehen lassen oder gehenlassen (in Ruhe lassen)
  • sich gehen lassen oder gehenlassen (sich nicht beherrschen, sich undiszipliniert verhalten)

Bedeutungen (15)

  1. sich in aufrechter Haltung auf den Füßen schrittweise fortbewegen
    Beispiele
    • schnell, langsam, gerade, gebückt, barfuß, am Stock, auf Zehenspitzen, eingehakt gehen
    • geradeaus, um die Ecke, über die Straße, auf und ab, hin und her gehen
    • willst du mitfahren oder lieber [zu Fuß] gehen?
    Wendungen, Redensarten, Sprichwörter
    • wo jemand geht und steht (immerzu; überall: er trägt die Sonnenbrille, wo er geht und steht)
    • wie jemand geht und steht (so, wie jemand gerade [angezogen] ist; sofort: als er die Nachricht hörte, rannte er los, wie er ging und stand)
  2. eine bestimmte Strecke gehend (1) zurücklegen
    Beispiele
    • einen Umweg, 5 km gehen
    • ich bin den Weg in einer Stunde gegangen
    • sie ist ein Stück mit uns gegangen
    • der Pfad ist nicht leicht zu gehen
  3. in bestimmter Weise zu begehen sein
    Grammatik
    sich gehen; unpersönlich
    Beispiel
    • auf diesem Pflaster geht es sich schlecht
    1. sich [mit bestimmter Absicht] irgendwohin begeben
      Beispiele
      • schwimmen, tanzen, einkaufen, essen gehen
      • auf den Markt, aufs Standesamt gehen
      • ins Ausland gehen
      • zu/ins Bett gehen
      • zur/in die Kirche gehen (den Gottesdienst besuchen)
      • an die Luft gehen (ins Freie gehen, um sich zu entspannen, zu erfrischen)
      • (umgangssprachlich) in die Himbeeren gehen (Himbeeren pflücken gehen)
      • zum Arzt gehen (den Arzt aufsuchen)
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 an die Arbeit gehen (mit der Arbeit beginnen)
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 in Deckung gehen (Schutz suchen)
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 in Urlaub, Pension gehen
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 mit einigen Hoffnungen in den Wahlkampf gehen
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 das Manuskript geht in Druck (man beginnt mit dem Druck)
      Wendungen, Redensarten, Sprichwörter
      • in sich gehen (über sein Verhalten [mit Bedauern] nachdenken, um es zu ändern)
    2. regelmäßig besuchen
      Beispiele
      • in den Kindergarten, auf die Universität gehen
      • sie geht noch zur Schule (sie ist noch Schülerin)
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 er ist durch eine harte Schule gegangen (hat viel Schweres durchgemacht)
      Wendungen, Redensarten, Sprichwörter
      • ein und aus gehen (bei jemandem, irgendwo regelmäßig zu Gast sein; regelmäßig ein Lokal o. Ä. besuchen: jahrelang bin ich bei dieser Familie ein und aus gegangen; es war bekannt, dass in diesem Lokal Rechtsradikale ein und aus gingen)
    3. in einem bestimmten Bereich [beruflich] tätig werden
      Beispiele
      • in den Staatsdienst, in die Industrie, Politik gehen
      • ins Kloster gehen (Nonne, Mönch werden)
      • zum Theater, zum Film gehen ([Film]schauspieler[in] werden)
    4. als etwas [zu] arbeiten [beginnen]
      Gebrauch
      landschaftlich
      Beispiel
      • als Tischler gehen
  4. sich in bestimmter Weise kleiden
    Gebrauch
    umgangssprachlich
    Beispiele
    • er geht immer gut gekleidet
    • in Schwarz, in Trauer, in Zivil gehen
    • zum Fasching als Cowboy gehen (sich als Cowboy verkleiden)
    1. einen Ort verlassen; weggehen
      Beispiele
      • ich muss jetzt gehen
      • er ist wortlos, grußlos gegangen
      • gehen wir?
      • jemanden lieber gehen als kommen sehen (jemanden nicht mögen und deshalb auf seine Anwesenheit keinen Wert legen)
      • (umgangssprachlich) (als Ausdruck der Ablehnung, des Unwillens) geh/gehen Sie/(süddeutsch, österreichisch:) gehts mir doch damit!
      • (umgangssprachlich) (als Ausdruck des Zweifels) geh/(süddeutsch, österreichisch:) gehts, das soll ich glauben?
      • (verhüllend) er ist von uns gegangen (gestorben)
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 um 12.22 Uhr geht der Zug (fährt er ab)
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 der nächste Bus geht (fährt) erst in einer halben Stunde
    2. seinen bisherigen Arbeitsplatz aufgeben; aus dem Amt, Dienst ausscheiden
      Beispiele
      • sie hat gekündigt und wird nächsten Monat gehen
      • der Minister musste gehen
      • Sie können gehen (Sie sind entlassen!)
      Wendungen, Redensarten, Sprichwörter
      • gegangen werden (umgangssprachlich scherzhaft: entlassen werden)
    1. sich an etwas zu schaffen machen
      Gebrauch
      umgangssprachlich
      Beispiel
      • jemand muss an meinen Schreibtisch gegangen sein
    2. sich unerlaubt von einer Sache etwas nehmen
      Gebrauch
      umgangssprachlich
      Beispiel
      • ich habe gemerkt, dass du an mein Geld gegangen bist
  5. mit jemandem ein Freundschafts- oder Liebesverhältnis haben [und sich in der Öffentlichkeit mit ihm zeigen]
    Gebrauch
    Schülersprache
    Beispiele
    • sie geht schon zwei Jahre mit dem Jungen
    • die beiden gehen [fest] miteinander
    1. in bestimmter Weise in Bewegung sein
      Beispiele
      • die Maschine geht (funktioniert; ist in Betrieb)
      • die Uhr geht nicht mehr (ist stehen geblieben)
      • er erwachte, weil die Klingel, das Telefon ging (läutete)
      • (umgangssprachlich) sein Mundwerk ging ununterbrochen (er redete ununterbrochen)
      • es geht (weht) ein kalter Wind
      • kein Lüftchen ging (es war windstill)
      • die Tür geht (wird geöffnet; bewegt sich)
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 die Affäre ging durch alle Zeitungen (wurde in allen Zeitungen verbreitet)
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 es geht (man erzählt sich) das Gerücht, dass er daran beteiligt war
    2. Beispiel
      • der Teig muss noch gehen
    1. sich machen lassen; möglich sein
      Beispiele
      • das geht nicht
      • aber das geht doch nicht (das kommt nicht infrage), dass du jetzt schon aufbrichst!
      • 〈unpersönlich:〉 leider geht es nicht anders
      • es geht nicht ohne deine Hilfe
      • soll ich es einpacken oder geht es so?
      • (umgangssprachlich) da geht noch was (es kann noch etwas erreicht, verändert, verbessert werden)
      Wendungen, Redensarten, Sprichwörter
      • gehts noch? (umgangssprachlich: was soll das?; das ist doch wohl absurd)
    2. einigermaßen akzeptabel sein, gerade noch angehen
      Gebrauch
      umgangssprachlich
      Beispiele
      • die ersten Tage im Urlaub gingen noch, aber dann wurde die Hitze unerträglich
      • 〈unpersönlich:〉 „Gefällt es dir?“ – „Es geht [so]“ (leidlich; einigermaßen)
      • das geht zu weit (übersteigt das vertretbare Maß)
      Wendungen, Redensarten, Sprichwörter
      • das geht gar nicht (das ist ausgeschlossen, komplett abzulehnen)
    1. sich in bestimmter Weise entwickeln; in bestimmter Weise verlaufen
      Beispiele
      • der Laden, das Geschäft geht gut, überhaupt nicht
      • (umgangssprachlich) alles geht drunter und drüber
      • 〈unpersönlich:〉 es geht alles nach Wunsch
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 wie geht (lautet) die erste Strophe?
      Wendungen, Redensarten, Sprichwörter
      • vor sich gehen (gerade stattfinden; geschehen: was geht hier vor sich?; es sind Veränderungen vor sich gegangen)
    2. in bestimmter Weise zu handhaben, zu machen, durchzuführen sein
      Beispiele
      • etwas geht schwer, leicht, ganz einfach
      • ich weiß nicht, wie diese Rechenaufgabe, dieses Spiel geht
  6. absetzbar, verkäuflich sein; gewünscht werden
    Beispiele
    • der Artikel geht bei uns sehr schlecht
    • das Produkt geht überall
    1. in etwas Raum finden
      Beispiele
      • in das Gefäß geht nur ein Liter
      • der Schrank geht (passt) nicht durch die Tür, in das Zimmer
    2. (von Zahlen, Maßen) in etwas enthalten sein
      Gebrauch
      umgangssprachlich
      Beispiele
      • wie oft/wievielmal geht [die] 2 in [die] 10?
      • von diesen Äpfeln gehen vier auf ein Pfund
    3. in etwas aufgeteilt werden
      Beispiel
      • die Erbschaft geht in fünf gleiche Teile
    1. sich bis zu einem bestimmten Punkt erstrecken, ausdehnen
      Beispiele
      • der Rocksaum geht bis zu den Knien
      • das Wasser ging mir bis an den Hals
      • die Summe geht in die Hunderte
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 er ging so weit zu behaupten, dass ich selbst daran schuld sei
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 bis es nicht mehr geht (bis zum Überdruss)
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 seine Familie geht ihm über alles (ist ihm am meisten wert)
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 das geht über (übersteigt) seine Kräfte, seinen Horizont
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 es geht nichts über (nichts ist besser als) ein gutes Glas Wein
    2. eine bestimmte Richtung haben, einschlagen; in einer bestimmten Richtung verlaufen
      Beispiele
      • die Straße geht durch den Wald
      • der Weg geht erst geradeaus, dann links
      • wohin geht (führt) die Reise?
      • 〈unpersönlich:〉 hinter der Biegung geht es (führt der Weg, die Straße) steil hinauf
    3. auf etwas, jemanden abzielen, gerichtet sein
      Beispiele
      • der Ball ging (traf) ins Tor
      • das Fenster geht auf den Hof, nach der Straße
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 der erste Preis ging an Frau Meier
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 diese Bemerkung geht gegen dich
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 die Rechnung geht auf mich (bezahle ich)
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 das geht gegen meine Prinzipien
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 seine Ansicht, Meinung geht dahin, dass wir das gemeinsam zu verantworten hätten
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 das geht mir ans Gemüt, zu Herzen (trifft, bewegt mich)
      • 〈in übertragener Bedeutung:〉 die Farbe geht (spielt) ins Blau
    4. sich einem bestimmten Zustand, Zeitpunkt o. Ä. nähern
      Beispiele
      • etwas geht zu Ende
      • er geht auf die 60 (nähert sich seinem sechzigsten Lebensjahr)
      • 〈unpersönlich:〉 es geht auf/gegen Mitternacht
      • dieser Zustand geht jetzt ins dritte Jahr (dauert schon [länger als] zwei Jahre an)
    5. sich nach jemandem, etwas richten; jemanden, etwas als Maßstab nehmen
      Beispiele
      • er geht nur nach dem Äußeren
      • danach kann man nicht gehen
      • es kann nicht immer alles nach dir gehen (es kann sich nicht immer alles nach deinem Willen richten)
    1. sich in einer bestimmten Verfassung, Lage befinden
      Grammatik
      unpersönlich
      Beispiele
      • es geht ihm [gesundheitlich, finanziell] gut, schlecht
      • wie geht es dir?
      • (umgangssprachlich) wie gehts, wie stehts?
    2. sich um etwas handeln
      Grammatik
      unpersönlich
      Beispiele
      • worum geht es hier/in diesem Film? (was ist der Inhalt?)
      • es geht mir darum, ihn zu überzeugen (ich möchte erreichen, dass er sich überzeugen lässt)

Herkunft

mittelhochdeutsch, althochdeutsch gēn, gān, ursprünglich = verlassen, fortgehen; leer sein, klaffen, verwandt mit gähnen

Grammatik

unregelmäßiges Verb; Perfektbildung mit „ist“

Wussten Sie schon?

  • Dieses Wort gehört zum Wortschatz des Goethe-Zertifikats B1.

Typische Verbindungen (computergeneriert)

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