Zun­ge, die

Wortart:
Substantiv, feminin
Häufigkeit:
▒▒░░░
Aussprache:
Betonung
🔉Zunge

Rechtschreibung

Worttrennung
Zun|ge

Bedeutungen (10)

  1. besonders dem Schmecken und der Hervorbringung von Lauten (beim Menschen besonders dem Sprechen) dienendes und an der Nahrungsaufnahme, am Kauen und am Schlucken beteiligtes, am Boden der Mundhöhle befindliches, oft sehr bewegliches, mit Schleimhaut bedecktes, muskulöses Organ der meisten Wirbeltiere und des Menschen
    Zunge - Mädchen mit herausgestreckter Zunge
    Mädchen mit herausgestreckter Zunge - © MEV Verlag, Augsburg
    Beispiele
    • eine belegte, pelzige Zunge
    • mir klebt [vor Durst] die Zunge am Gaumen
    • jemandem die Zunge herausstrecken
    • zeig mal deine Zunge!
    • ich habe mir die Zunge verbrannt
    • der Hund lässt die Zunge aus dem Maul hängen
    • (emotional) das Fleisch zergeht auf der Zunge (ist äußerst zart)
    • ich habe mir auf die Zunge gebissen
    • (umgangssprachlich) er stößt mit der Zunge an (er lispelt)
    • 〈in übertragener Bedeutung:〉 sie hat eine spitze, scharfe, lose, böse o. ä. Zunge (sie neigt zu spitzen, scharfen usw. Äußerungen, Bemerkungen)
    • 〈in übertragener Bedeutung:〉 (gehoben) er hat eine falsche Zunge (ist ein Lügner)
    • 〈in übertragener Bedeutung:〉 (umgangssprachlich) bei dem Namen bricht man sich die Zunge ab/verrenkt man sich die Zunge (er ist sehr schwer auszusprechen)
    • 〈in übertragener Bedeutung:〉 (gehoben) sie spricht mit doppelter/gespaltener Zunge (sie ist unaufrichtig, doppelzüngig)
    • 〈in übertragener Bedeutung:〉 eine feine, verwöhnte Zunge (gehoben; einen feinen, verwöhnten Geschmack) haben
    • 〈in übertragener Bedeutung:〉 (umgangssprachlich) ihm hing die Zunge aus dem Hals (er war sehr durstig)
    • 〈in übertragener Bedeutung:〉 (umgangssprachlich) nach dem Rennen hing mir die Zunge aus dem Hals (war ich ganz außer Atem)
    • 〈in übertragener Bedeutung:〉 (gehoben) nach und nach lösten sich die Zungen (wurde man redseliger)
    • 〈in übertragener Bedeutung:〉 mit [heraus]hängender Zunge (umgangssprachlich; ganz außer Atem) auf dem Bahnsteig ankommen
    • 〈in übertragener Bedeutung:〉 sie ließ den Namen auf der Zunge zergehen (sprach ihn genüsslich aus)
    Wendungen, Redensarten, Sprichwörter
    • böse Zungen (boshafte Menschen, Lästerer)
    • seine Zunge hüten/im Zaum halten/zügeln (vorsichtig in seinen Äußerungen sein)
    • seine Zunge an etwas wetzen (abwertend: sich über etwas in gehässiger Weise auslassen)
    • sich die Zunge verbrennen (seltener; Mund 1a)
    • jemandem die Zunge lösen (jemanden zum Sprechen, Reden bringen: der Wein hat ihm die Zunge gelöst; die Folter wird ihm schon die Zunge lösen)
    • sich eher/lieber die Zunge abbeißen [als etwas zu sagen] (unter keinen Umständen bereit sein, eine bestimmte Information preiszugeben)
    • sich auf die Zunge beißen (an sich halten, um etwas Bestimmtes nicht zu sagen)
    • jemandem auf der Zunge liegen/schweben (1. jemandem beinahe, aber doch nicht wirklich wieder einfallen: der Name liegt mir auf der Zunge. 2. beinahe von jemandem ausgesprochen, geäußert werden: ich habe es nicht gesagt, obwohl es mir auch die ganze Zeit auf der Zunge lag.)
    • etwas auf der Zunge haben (1. das Gefühl haben, etwas Bestimmtes müsse einem im nächsten Moment wieder einfallen: ich habe den Namen auf der Zunge. 2. nahe daran sein, etwas Bestimmtes auszusprechen, zu äußern: ich hatte schon eine entsprechende Bemerkung auf der Zunge.)
    • jemandem auf der Zunge brennen (jemanden heftig drängen, etwas zu sagen, zu äußern: es brannte mir auf der Zunge, ihm das zu sagen)
    • jemandem leicht/glatt, schwer o. ä. von der Zunge gehen (von jemandem ganz leicht, nur schwer ausgesprochen, geäußert werden können: es ist immer wieder erstaunlich, wie glatt ihm solche Lügen von der Zunge gehen)
  2. (bei den Mundgliedmaßen der Insekten) paariger Anhang der Unterlippe
    Gebrauch
    Zoologie
  3. (bei der Orgel, beim Harmonium, bei bestimmten Blasinstrumenten) dünnes, längliches Plättchen aus Metall, Schilfrohr o. Ä., das in einem Luftstrom schwingt und dadurch einen Ton erzeugt
    Gebrauch
    Musik
    Beispiele
    • durchschlagende oder freie Zungen
    • aufschlagende Zungen
  4. (bei bestimmten Waagen) Zeiger
  5. länglicher, keilförmig sich verjüngender, beweglicher Teil einer Weiche
    Gebrauch
    Technik
  6. (an Schnürschuhen) zungenförmiger mittlerer Teil des vorderen Oberleders, Obermaterials, über dem die seitlichen Teile durch den Schnürsenkel zusammengezogen werden; Lasche
    Zunge - Schuhe mit Zunge
    Schuhe mit Zunge - © MEV Verlag, Augsburg
  7. zur Familie der Seezungen gehörender Plattfisch; Seezunge
    Gebrauch
    Zoologie
    Grammatik
    meist im Plural
  8. etwas, was in seiner Form an eine Zunge (1) erinnert
    Beispiele
    • die Blütenblätter mancher Pflanzen heißen Zungen
    • der Gletscher läuft in einer langen Zunge aus
  9. Fleisch von Zungen (1) (besonders vom Kalb oder Rind) als Gericht
    Grammatik
    Plural selten
    Beispiele
    • ein Stück gepökelte, geräucherte Zunge
    • Zunge in Madeira
  10. Gebrauch
    gehoben
    Beispiel
    • so weit die deutsche Zunge klingt (überall, wo man Deutsch spricht)
    Wendungen, Redensarten, Sprichwörter
    • etwas mit tausend Zungen predigen (gehoben: auf etwas nachdrücklich hinweisen)
    • in Zungen reden (gehoben, oft scherzhaft: sich [hastig, überstürzt, erregt, verwirrt o. ä. und daher] akustisch wie inhaltlich unverständlich äußern: beruhige dich erst einmal, du redest in Zungen; mit diesem Ausdruck wird im Neuen Testament an verschiedenen Stellen das ekstatische Reden besonders in den Versammlungen der christlichen Urgemeinde bezeichnet: Markus 16, 17; Apostelgeschichte 2, 4; 10, 46; 19, 6; 1. Korinther 14, 2 ff.; im griechischen Urtext: glṓssais laleĩn)

Synonyme zu Zunge

Herkunft

mittelhochdeutsch zunge, althochdeutsch zunga, Herkunft ungeklärt

Grammatik

die Zunge; Genitiv: der Zunge, Plural: die Zungen

Typische Verbindungen (computergeneriert)

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